Ein Praktikum bei der Kaserei in Kreuth

 Zur Absolvierung ihres dreijährigen und dreisprachigen Bachelors Agrarwissenschaften und Umweltmanagement an der Freien Universität Bozen stand für Johanna Ostermair ein fünfwöchiges Pflichtpraktikum auf dem Programm. Bei der Wahl des Betriebes entschied sie sich für uns. Ein Erfahrungsbericht.

Aichach, 17.02.2019

Da mir im Moment eine spätere Laufbahn in der Lebensmittelproduktion vorschwebt und ich als Vegetarier ein großer Liebhaber von Milchprodukten bin, war für mich ein Einblick in die Milchverarbeitung von großem Interesse. Zugleich ist für mich auch für die Zukunft von höchster Wichtigkeit, dass ich mich mit der Philosophie und den Werten eines Unternehmens identifizieren kann und mit gutem Gewissen die hergestellten Produkte anpreisen und repräsentieren kann. Außerdem suchte ich bewusst nach einem kleineren Betrieb, da das für mich eine bessere Kenntnisvermittlung, sowie einen größeren persönlichen Lerneffekt, Wissenserwerb und Erfahrungsgewinn zur Folge hat.

Dementsprechend fiel meine Wahl auf die Naturkäserei TegernseerLand e.G. im bayerischen Kreuth, welche mich zunächst mit ihrem regionalen Gedanken überzeugt hat, was mir persönlich ein großes Anliegen ist. Deshalb achte ich auch als Konsument sehr auf Regionalität und versuche importierte Waren größtmöglich zu meiden, was jedoch heutzutage immer schwieriger wird, da der Markt nahezu überschwemmt wird mit Produkten aus der ganzen Welt. Die zunehmende Globalität und Internationalität sollten demnach nicht immer durch die ganz so rosarote Brille betrachtet werden, wie es so schön heißt. Außerdem weckte das Heumilchkonzept der Naturkäserei mein Interesse, welches in Deutschland bis jetzt leider ziemlich rar ist, aber ein Produkt von höchster Qualität und natürlicher Landwirtschaft auszeichnet und sich deshalb von der Masse der industriellen Betriebe abhebt, die nur auf Quantität setzen. Auch der Aspekt der Herstellung in Handarbeit ließ mich annehmen, dass ich hier das Käsen von seiner ganz und gar traditionellen Art kennenlernen kann und mich nicht nur mit dem Bedienen von höchstkomplexen Maschinen auseinandersetzen muss, sondern teilweise auch wirklich mit Muskelkraft anpacken muss.

Meine Informationen über die Naturkäserei erhielt ich über die gut gepflegte Internetseite, welche mich auf diese Genossenschaft aufmerksam machte. Auch die Kommunikation mit dem Betrieb gestaltete sich als sehr angenehm und vielversprechend, da auf meine Bewerbung eine rasche Zusage folgte und ich auch bei Rückfragen sofort sehr hilfreiche und immer freundliche Antworten erhielt.

Zunächst kann festgehalten werden, dass meine Erwartungen und Ansprüche an dieses Praktikum zur Gänze erfüllt wurden und ich in eine absolut freundliche und entspannte Arbeitsatmosphäre eingeführt wurde.

Das bedeutete für mich eine Druckentlastung, nahm mir die anfängliche Angst und ließ mich jeden Tag gern aufstehen, trotz des Arbeitsbeginns zu doch so unchristlichen Zeiten. Außerdem ließ sich der gute Umgang unter den Mitarbeitern auch außerhalb des Arbeitsplatzes erkennen, wie beim gemeinsamen Sport (Langlaufen oder Fußball), an dem ich auch teilhaben durfte, was mir meine Praktikumszeit wirklich sehr versüßte.

Bezüglich meiner Mitarbeit in der Käserei war ich anfangs die konstante Klette eines ständig wechselnden Mitarbeiters, der mich mit den Abläufen innerhalb der Produktion vertraut machte. Zudem war dieser dabei jederzeit für meine neugierigen Fragen offen und stand mir immer mit Hilfe und Rat zur Seite, vor allem wenn es teilweise um Aufgaben mit hohem physischen Krafteinsatz ging, was für mich dann doch schier unmöglich war und mir auch nochmal klar machte, was Handarbeit wirklich bedeutet. Gleichzeitig war es für mich aber auch sehr schön zu sehen, dass auch meine Meinung geschätzt und respektiert wurde und dass ich auch bei Tätigkeiten wie der wöchentlichen Sensorik teilhaben durfte. Des Weiteren wurde mir auch vollends unerwartetes großes Vertrauen entgegengebracht, da ich Einblick in alle internen Unterlagen, Listen, Dateien, etc. und Methoden bekam und somit die Produktion wirklich in seiner Gesamtheit mit all ihren Abläufen erfassen konnte. Zudem machte sich bei mir persönlich schnell ein Fortschritt bemerkbar, was mein eigenständiges Arbeiten förderte und mir dann auch verantwortungsvolle Aufgaben zuteilte und mich letztendlich meinen eigenen Käse herstellen ließ. Das fertige Produkt dann in Händen zu halten erfüllt einen sichtlich mit Stolz und lässt mich weiter an eine spätere Arbeit in der Lebensmittelherstellung denken.

Diese sechs Wochen haben mir auch offenbart, wie wichtig eine gute Adaptation in der Lebensmittelbranche ist. Denn der Wandel der Zeit führt auch zu einem Wandel in der Gesellschaft und verlangt von Betrieben Flexibilität. So muss sich die Käserei beispielsweise an die expandierende Nachfrage anpassen und um den hohen Standard zu halten den Markt mit Produktneuschöpfungen bereichern, was ich zum Beispiel bei den Versuchen mit dem Blauschimmelkäse hautnah miterleben durfte. Außerdem sorgen auch die volatilen ökologischen Standards für Veränderungen und so ist ja auch beispielsweise der Ruf nach Glasflaschen laut geworden, der von der Käserei auch beherzigt wird, aber natürlich auch für Diskussionsstoff und notwendige Planung sorgt, aber auf jeden Fall der richtige Schritt ist und ein hohes Zukunftspotential birgt. Des Weiteren ist natürlich auch die Konkurrenz, zu welcher man Vergleiche durch regelmäßige Verkostungen zieht, ein Ansporn und ein Drängen nach Entwicklung und Fortschritt.

Zusammenfassend kann ich nur noch einmal betonen, dass ich rundum zufrieden war mit der Entscheidung mein Praktikum in der Naturkäserei TegernseerLand eG absolvieren zu dürfen und dass ich jederzeit wiederkommen würde, vor allem wegen des ausgezeichneten Arbeitsklimas und der einzigartigen Nahrungsmittelphilosophie.


Am Ende sage ich nochmal ein herzliches Vergelt’s Gott an das überaus nette und kommunikationsfreudige Team, das ich echt sehr liebgewonnen habe und hoffe, dass ich auch bei euch einen so guten Eindruck hinterlassen konnte wie ihr bei mir!

Johanna Ostermair

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